TWL zurück in den schwarzen Zahlen, Umbau der Energiewirtschaft bleibt oberste Priorität

Die Technische Werke Ludwigshafen am Rhein AG, TWL, ist gut durch das turbulente Jahr 2022 gekommen, das geprägt war von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, Rohstoff- und Energieknappheit, einer drohenden Gasmangellage sowie enormen Preisausschlägen am Energiemarkt. Die im Jahr 2022 ergriffenen Maßnahmen zur Ergebnissicherung und Risikoreduktion haben ihre Wirksamkeit gezeigt. Mit einem Jahresgewinn von 0,6 Millionen Euro schreibt das Unternehmen wieder schwarze Zahlen. Auch das Jahresergebnis des TWL-Konzerns weist mit 0,1 Millionen Euro einen positiven Abschluss auf. Diese Ergebnisentwicklung, die in den nächsten Jahren stabilisiert werden soll, sichert die geplanten Investitionen: Die Versorgungssicherheit und der Umbau der Energiewirtschaft bleiben die wichtigsten energiepolitischen Aufgaben, in die das Unternehmen weiter investieren wird.

Die deutsche Energiewirtschaft stand auch 2022 vor massiven Heraus­forderungen. Die Auswirkungen der Coronapandemie waren noch spürbar, der Krieg in der Ukraine führte zu Energie- und Rohstoffknappheit, der konkreten Gefahr einer Gasmangellage in Deutschland und enormen Preisturbulenzen an den Energiemärkten. Angesichts dieser Belastungen wurde auch über einen Rettungsschirm für Stadtwerke öffentlich diskutiert. Die Technischen Werke Ludwigshafen sind gut durch dieses extrem dynamische Jahr gekommen. Mit der Bildung eines regelmäßig tagenden Krisenstabs und der Ausweitung der Kontrollmechanismen sowie Regelungen zur Ergebnissicherung und Risiko­reduktion konnte sich das Unternehmen schnell und effektiv auf alle Veränderungen einstellen.

„Eine besondere Anerkennung gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sagt Dieter Feid, kaufmännischer Vorstand der TWL AG. „Wir mussten im vergangenen Jahr nicht nur neue Kunden, deren Lieferanten ihre Lieferungen eingestellt haben, versorgen, unter schwierigen Bedingungen an den Energiemärkten zusätzliche Energiemengen beschaffen und Hilfspakete der Bundesregierung umsetzen. Gleichzeitig haben wir uns und unsere Kunden bestmöglich auf eine drohende Gasmangellage vorbereitet, die Energieversorgung der Bürgerinnen und Bürger auch in einem solchen Fall sichergestellt und unseren eigenen Gasverbrauch um über 33 Prozent gesenkt. Parallel hierzu haben wir intensiv an unserer neuen Konzernstrategie gearbeitet und wichtige Untersuchungen und Projekte auf den Weg gebracht.“

Das Geschäftsjahr 2022

Auch das Geschäftsjahr 2022 war von Turbulenzen am Energiemarkt geprägt. Gleichzeitig machten sich im Absatz die Energieeinsparvorgaben infolge einer möglichen Gasmangellage bemerkbar. In der Sparte Strom sanken die Absatzmengen inkl. Selbstverbrauch auf 1.310,6 Mio. kWh (i. Vj. 1.360,2 Mio. kWh), wobei das Segment Netzbetreiber mit einem Plus von 37,7 Prozent sowie das Segment Geschäftskunden mit einem Rückgang von 12,2 Prozent die Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben.

In der Sparte Gas sank der Absatz inkl. Selbstverbrauch, sowohl witterungsbedingt als auch aufgrund der Einsparvorgaben, gegenüber dem Vorjahr um 25,7 Prozent auf 1.268,1 Mio. kWh (i. Vj. 1.706,3 Mio. kWh), wobei der Privat- und Gewerbekundenbereich einen Zuwachs von 6,3 Prozent auf 501,6 Mio. kWh (i. Vj. 471,9 Mio. kWh) verzeichnen konnte, während der Absatz im Segment der Geschäftskunden um 38,8 Prozent auf 629,2 Mio. kWh gegenüber 1.027,9 Mio. kWh im Vorjahr sank. Der Selbstverbrauch von TWL sank von 206,5 Mio. kWh im Jahr 2021 auf 137,3 Mio. kWh im Jahr 2022.

Auch die Sparte Wärme war im Absatz inkl. Selbstverbrauch um insgesamt 14,0 Prozent rückläufig. Der Kälteabsatz fiel um 90,9 Prozent von 2,2 Mio. kWh im Vorjahr auf 0,2 Mio. kWh im Jahr 2022. In der Sparte Wasser blieben die Absatzmengen inkl. Selbstverbrauch mit 11,4 Mio. m3 auf Vorjahresniveau.

Umsatzsteigerung von 14,1 Prozent

Die Umsatzerlöse für 2022 betrugen nach Abzug von Strom- und Energiesteuer 505,0 Mio. Euro und lagen damit um 14,1 Prozent über dem Vorjahr (i. Vj. 442,4 Mio. Euro). Maßgeblicher Grund hierfür ist der Anstieg der Preisniveaus.

In der Sparte Strom stiegen die Umsatzerlöse von 195,6 Mio. Euro im Jahr 2021 auf 217,8 Mio. Euro im Jahr 2022, ein Plus von 11,3 Prozent. In der Sparte Gas stiegen die Umsatzerlöse trotz deutlich geringerer Absatzmengen um 10,8 Pro­zent von 58,1 Mio. Euro (2021) auf 64,4 Mio. Euro (2022). Die Umsatzerlöse der Sparte Wärme stiegen von 21,6 Mio. Euro (2021) auf 25,6 Mio. Euro (2022), die Erlöse der Sparte Trinkwasser von 22,8 Mio. Euro im Jahr 2021 auf 23,3 Mio. Euro im Jahr 2022. Nur in der Sparte Kälte sanken die Umsatzerlöse aufgrund der stark gefallenen Absatzmengen von 0,3 Mio. Euro (i. Vj.) auf 0,1 Mio. Euro (2022). Die Erlöse im Bereich Betriebsführung sanken im Vergleich zum Vorjahr um 12,5 Prozent auf 9,6 Mio. Euro (i. Vj. 11,0 Mio. Euro). Die sonstigen Erlöse lagen mit 164,3 Mio. Euro um 23,5 Prozent über dem Vorjahreswert (i. Vj. 133,0 Mio. Euro).

Aufgrund der Preisanstiege insbesondere bei den Bezugskosten für Strom und Gas erhöhte sich ebenso der Materialaufwand von TWL gegenüber dem Vorjahr auf 417,2 Mio. Euro (i. Vj. 375,6 Mio. Euro). Auch der Personalaufwand stieg auf 38,7 Mio. Euro (i. Vj. 34,2 Mio. Euro), einerseits aufgrund der tariflich vereinbar­ten Anpassungen, andererseits durch gebildete Rückstellungen im Personalbereich.

Investitionen auf hohem Niveau

Im Geschäftsjahr 2022 beliefen sich die Investitionen im immateriellen und im Sachanlagevermögen auf 24,2 Mio. Euro (i. Vj. 29,3 Mio. Euro). Geplant waren für das Jahr 2022 rund 34 Mio. Euro. Der Rückgang der Investitionssumme beruht im Wesentlichen auf einem Sondereffekt in den sonstigen Investitionen des Vorjahres sowie auf mehreren anderen Faktoren, darunter Störungen in den Lieferketten infolge der Corona-Nachwirkungen, des Ukraine-Kriegs, zeitlichen Verzögerungen oder Neubewertungen von Projekten.

Den Schwerpunkt der getätigten Investitionen bildete der Netzbetrieb. In den Ausbau und Erhalt der Infrastruktur zur Energie- und Wasserversorgung in Ludwigshafen flossen 14,8 Mio. Euro (i. Vj. 10,5 Mio. Euro). Davon wurden 4,1 Mio. Euro in das Stromnetz und 2,5 Mio. Euro in das Gasnetz investiert. In der Wasser- und Wärmesparte fielen 2,3 bzw. 5,3 Mio. Euro an.

In den Bereich Erzeugung flossen im Geschäftsjahr insgesamt 6,3 Mio. Euro (i. Vj. 5,9 Mio. Euro). Die größten Anteile davon wurden für die Wasserwerke (3,5 Mio. Euro) sowie für das Fernheizkraftwerk (0,7 Mio. Euro) investiert. Einen weiteren Schwerpunkt bildete der Bereich Informationstechnik mit 2,3 Mio. Euro (i. Vj. 3,3 Mio. Euro).

Jahresergebnisse der TWL AG und des Konzerns gestiegen

Das „adjusted EBIT“ (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und ÖPNV-Ergebnis) stieg im Geschäftsjahr 2022 deutlich von minus 10,1 Mio. Euro im Jahr 2021 auf 9,8 Mio. Euro. Das Finanzergebnis verbessert sich gegenüber dem Vorjahr von minus 28,1 Mio. Euro auf minus 25,0 Mio. Euro.

Das Jahresergebnis der TWL AG für das Jahr 2022 stieg deutlich auf 0,6 Mio. Euro (i. Vj. minus 14,0 Mio. Euro). Zuzüglich des Gewinnvortrags aus dem Vorjahr in Höhe von 42,5 Mio. Euro verbleibt damit ein Bilanzgewinn von 43,1 Mio. Euro. Das Konzernergebnis des TWL-Konzerns stieg gegenüber dem Vorjahr von minus 15,8 Mio. Euro im Jahr 2021 auf 0,1 Mio. Euro im Jahr 2022.

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2023

„Niemand in der Branche kann aufgrund der aktuellen Lage sicher wissen, was die nächsten Jahre uns politisch und energiepolitisch bringen werden“, so Dieter Feid. „Für TWL als Unternehmen heißt das zunächst, das Jahresergebnis weiter zu stabilisieren und konsequent vorausschauend und flexibel auf alle Verände­rungen zu reagieren. Für 2023 rechnen wir derzeit mit steigenden Umsatzerlösen und einem positiven Jahresergebnis im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Gleichzeitig werden wir an der Finalisierung unserer Konzernstrategie 2030 ar­beiten, die wir Ende des Jahres vorstellen werden.“

„Natürlich werden wir auch weiterhin in neue Dienstleistungsangebote für unsere Kunden investieren, so planen wir beispielsweise den Aufbau eines Wärme­pumpenservices insbesondere für die Nachrüstung existierender Gebäude mit Wärmepumpensystemen. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass wir auch im kommenden Winter weiterhin Energie, insbesondere Gas, einsparen müssen. Wir werden auch 2023 unseren Kunden zur Seite stehen und sie gerne beraten, um gemeinsam möglichst energieeffiziente Lösungen zu finden“, erklärt Dieter Feid.

Höchste Priorität auf Umbau hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung

Das Thema Versorgungssicherheit zu stabilen Preisen bei gleichzeitiger Abkehr von fossilen Energieträgern und Energieimporten ist für Deutschland aber die wichtigste energiepolitische Aufgabe der kommenden Jahre.

„Die langfristigen Aufgaben, auf die unsere Konzernstrategie Antworten geben muss, stehen fest. Die Energiewirtschaft muss umgebaut werden, wir müssen unsere CO2-Emissionen drastisch senken, alle Formen der erneuerbaren Energien nutzen und die Wärmewende vorantreiben. Daran arbeiten wir bereits heute“, so Thomas Mösl, technischer Vorstand der TWL AG. Für das Jahr 2023 plant TWL ein Investitionsvolumen in Höhe von 30,5 Mio. Euro, die das Unternehmen zum größten Teil in die Infrastruktur, die Versorgungssicherheit und den Ausbau der Versorgung mit erneuerbaren Energien investieren wird. „Die Energiewende stellt alle Stadtwerke in Deutschland vor enorme Heraus­forderungen. Auch die Politik muss daher entsprechende Investitionen fördern und Anreize für die Bürger schaffen. Diese Aufgabe müssen wir alle gemeinsam bewältigen“, betont Thomas Mösl.

Bereits 2021 hat TWL mit den strategischen Leitplanken für die Konzernstrategie 2030 festgelegt, dass die klimafreundliche Versorgung der Stadt Ludwigshafen zur zentralen Aufgabe des Unternehmens gehört. Im Jahr 2022 wurden ent­sprechende Teilstrategien erarbeitet, darunter die Klimastrategie „TWL für LU“.

Neben der eigenen Dekarbonisierung und dem Ziel der eigenen Klimaneutralität bis 2045 hat sich TWL auch für die beiden wichtigsten Handlungsfelder Strom und Wärme klare, messbare Ziele gesetzt. So soll unter anderem bis zum Jahr 2030 die Versorgung der durch TWL mit Strom belieferten Letztverbraucher in und außerhalb von Ludwigshafen zu 95 Prozent mit Ökostrom sichergestellt werden. Der Einsatz von Erdgas in Gebäuden in Ludwigshafen soll bis 2030 um 10 Prozent und bis 2045 um insgesamt 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020 gesenkt werden. Hierfür wird das Unternehmen die treibhausgasarme Fern­wärme weiter ausbauen. In Gebieten, in denen keine Fernwärmeversorgung möglich ist, steht der Aufbau lokaler, über verschiedene Wärmequellen gespeister Nahwärmenetze im Vordergrund.

„Wir müssen die bisherige überwiegend zentrale Erzeugungsstruktur teilweise in ein System aus vernetzten, dezentralen Energiequellen umbauen“, so Thomas Mösl. „Dafür untersuchen wir alle Möglichkeiten und Ressourcen, die in Ludwigshafen vorhanden sind. Dies könnten neben der Müllverbrennung Photovoltaik, Biomasse, Geothermie, industrielle Abwärme, Wärme aus Abwasser, Erdbeckenwärmespeicher oder Wasserstoff sein. Eine Reihe möglicher Projekte haben wir bereits identifiziert und sind dabei sie zu prüfen.“

„An dieser Stelle ist es von ganz grundlegender Bedeutung, dass die Bundesregierung die gesetzlichen Rahmenbedingungen verlässlich so gestaltet, dass die Stadt Ludwigshafen auf dieser Grundlage in enger Zusammenarbeit mit TWL eine kommunale Wärmeplanung erarbeiten und verabschieden kann. Nur dann haben wir eine gute Ausgangsbasis für die Entwicklung einer flächen-deckenden nachhaltigen Energieversorgung“, erklärt Thomas Mösl abschließend.